In den letzten Tagen gab es Vorkommnisse, welche mich heute zu diesem Blogeintrag bewegen.
Es geht um Kinder.
Nicht nur meine Kinder, sondern Kinder ganz allgemein. Um Erwartungen, was die Kinder alles können müssen, wie sie sich zu verhalten haben.
Die Tage traf ich auf eine Mutter, die eine Auseinandersetzung mit ihrer 4-jährigen Tochter hatte. Dieses kleine Mädchen hatte schlechte Laune, ziemlich schlechte Laune. Allerdings hatte nicht nur sie schlechte Laune, sondern auch ihre Mutter. Es ging nun darum, dass das kleine Mädchen eben schlechte Laune hatte. Die Mutter meckerte und meckerte, gipfelte darin, dass sie dem Kind androhte es beim Sport (wo wir grade waren) zu lassen und dort nicht mehr abzuholen. Mir war ganz schlecht, schließlich war ich gezwungen, diese Streitigkeit direkt mitzuerleben. Nicht nur ich war geschockt, auch meine große Tochter schaute ziemlich bedröppelt. Ich musste sie unweigerlich in den Arm nehmen und küssen.... Die andere Kleine war auch ziemlich traurig (wen wundert es), so dass ich versuchte, die Mutter zu beschwichtigen. Ich sagte ihr, dass wir ja alle mal einen schlechten Tag hätten, usw. Das traf (natürlich) auf taube Ohren, was mir eigentlich schon vorher klar war, aber ich musste was sagen. Das geht doch so nicht.
Kinder sind ja nicht einfach so, aus einer Laune heraus (haha) schlecht gelaunt. Vor allem nicht, wenn das - nach Aussage der Mutter - jeden Tag so ist. Da ist ja irgendwas im Argen. Wem die Kloetersbriefe kein Fremdwort sind, der konnte hier ein gutes Beispiel für einen schlechten Ausdruck sehen.... :(((
Warum erzähle ich das?
Zusammen mit dem grauenvollen Stern-TV Bericht zum Thema "Schreibabys", indem die Sendung das Schreien lassen propagandierte und kleine Babys als manipulativ berechnend darstellte (ein Unding), brachte mich diese Situation zum Nachdenken.
Glücklicherweise bin ich ja Mutter in einer Generation, in welcher es nicht mehr jedem egal ist, wie mit den Kindern umgegangen wird. Aber dennoch treffe ich auch auf viel Unverständnis und althergebrachte Meinungen, wie Kinder zu funktionieren haben, damit sie keine "Demonstranten" werden, wie mir mal jemand sagte..... Kinder werden erzogen, sobald sie auf der Welt sind. Sie haben anscheinend schon als kleine Säuglinge nichts besseres zu tun, als unseren Frieden zu stören und uns zu ärgern. Sie sind gemein zu uns, laut, haben schlechte Laune, schreien rum, wollen alles von uns haben....
Aus diesem Grunde möchte ich nun heute ein Geständnis ablegen:
- ich habe manchmal schlechte Laune
- ich habe manchmal sogar grundlos schlechte Laune
- wenn ich schlechte Laune habe, bin ich manchmal gemein zu meinen Mitmenschen
(fragt mal meinen Mann....) - ich habe sogar schon mal geweint, um meinen Willen zu kriegen
- wenn ich meinen Willen nicht kriege, finde ich das ziemlich doof und bekomme vielleicht schlechte Laune.
- wenn ich weine, will ich nicht alleine sein - ich will in den Arm genommen werden, auch wenn ich selbst "schuld" an dem Schlamassel bin.
- ich teile ungern
- manche Sachen teile ich gar nicht, auch wenn es jemand von mir verlangt
- ich hab noch nicht mal ein schlechtes Gewissen deswegen
- ich mag nicht alles essen, was man mir vorsetzt
- ich esse nicht immer auf
- ich esse unregelmäßig und habe auch schon mal Süßigkeiten vor dem Essen gegessen, obwohl ich wusste, dass ich dann keinen Hunger mehr auf was "Richtiges" habe
- ich kaufe mir - einfach so - mal einen Schokoriegel an der Kasse
- ich esse generell zu viele Süßigkeiten
- ich gehe manchmal zu spät ins Bett
- und das, obwohl ich weiß, dass ich dann am morgen müde und unausgeglichen bin (dann: schlechte Laune, siehe oben)
- ich schlafe NICHT durch
- ich schlafe ungern alleine
- ich brauche manchmal eine Stunde um einzuschlafen
- ich bin manchmal in unpassenden Situationen laut
- und wenn ich jetzt noch weiter nachdenken würde, würde mir sicher noch mehr einfallen.....
Ich frage mich, warum darf ICH das alles?
Warum ist es gesellschaftlich akzeptiert, wenn ICH mich so verhalte?
Warum ist es bei Kindern unerwünschtes Verhalten, welches korrigiert werden muss?
Und warum verhalte ich mich heute noch so, obwohl ich schon vor so langer Zeit eigentlich "korrigiert" wurde?
(Vorsicht Ironie) Soll das etwa heißen, Erziehung ist sinnlos?
Ich würde mir so sehr wünschen, dass Kindern das gleiche Recht zustünde wie uns Erwachsenen.
Dass wir Erwachsenen mal an uns selbst denken, bevor wir etwas von unseren Kindern verlangen.
Ich wünsche mir eine Welt, in der Kinder einfach nur "sein" dürfen, ohne ständig korrigiert zu werden...
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